Drittes Buch.
D i e R o in e r.
Erstes Kapitel.
Italien mit seinen Völkerschaften.
Italien, der Römer Mutterland, ist eine Halbinsel, das als eine Pa-
rallele zu Griechenland anzusehen ist. Von diesem durch das adriatische
Meer geschieden, reicht es mehrere hundert Stunden weit gegen Süden
hinaus in das mittelländische Meer; statt einer Halbinsel, wie der griechische
Pelopones, schließt sich die gleichgroße Insel Sicilien an dasselbe an. Es
ist noch schmäler als-Griechenland, der Länge nach von dem Gebirge der
Apeninnen durchzogen, das sich weniger verzweigt, als das griechische, we-
lliger tief von Meerbusen eingeschnitten und mit regelmäßigeren Küsten.
Von dem europäischen Norden scheiden es die Alpen,-welche in einem
großen halbmondförmigen Bogen vom Meerbusen von Genua bis zum
adriatischen Meere ziehen; sie schützen die Halbinsel vor den eisigen Winter-
stürmen und haben es auch lange vor dem Einbrüche barbarischer Völker-
schwärme geschirmet. Der einzige Fluß von Bedeutung ist der Po, der, im
Winkel der Alpen ,und des Apenins entspringend, dem adriatischen Meere
die südliche Alptraufe zuführt.
Italien hieß vor Zeiten nur der südlichste Theil der Halbinsel, über
welche sich der Name allmälig verbreitete. Vor Alters war das Land
von vielen Völkerschaften bewohnt, welche seinen fruchtbaren Boden mit
fleißiger Hand anbauten.
In Oberitalien, das von den Alpen bis zu dein Flüßchen Rubieo
und Macra reichte, wobnten im Eebirge die Ligurer und andere Volks-
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Fünftes Buch
Das Christenthum unter den heidnischen Germanen und
Slaven; der Islam breitet sich in Asien und Afrika
ans und bedroht das christliche Europa.
Der Sturm der Völkerwanderung tobte allmälig aus; die meisten Volks-
stämme hatten sich ihre Wohnsitze erstritten und nur die letzten Stöße der ge-
waltigen Erschütterung erfolgen in dieser Periode. Wie das Meer nach dein
Sturme sich nicht sogleich legt, sondern die Wogen noch lange fortbrausen und
branden, so waren die Völker nach dem großen Völkersturme. In den unauf-
hörlichen, über zwei Jahrhunderte dauernden Kriegs- und Eroberungszügen
waren die deutschen Stämme furchtbar verwildert. Im Kriegslager wurde der
deutsche Knabe geboren, Schlachtgesänge umbrüllten seine Wiegen der Jüng-
ling sah brennende Städte, ermordete und fortgeschleppte Menschen, und als
Mann ging er selbst den Weg des Kriegers, den Raub, Blut und Flamme
bezeichneten — dürfen wir uns wundern, wenn nun die seßhaften Stämme die
Ruhe fast nicht ertragen können, an Krieg und Beute denken und die Waffen
gegen einander kehren? Noch lange beseelt sie tolle Kampflust, ja eine fast
wahnsinnige Zerstörungslust, die als Nachhall in den Heldenliedern wehen,
die auf uns gekommen sind.
Neben dem deutschen Eroberer wohnt fast überall ein Rest der alten
römischen Bevölkerung. Wenn diese Römer, so nannten sie die Deutschen,
den neuen Herren nicht dienstbar gemacht sind, so gelten sie wenigstens nicht
als dem eingewanderten Kriegsmann ebenbürtig und leben nach eigenen Ge-
setzen. Aber diese verachteten Römer waren mehr gebildet als ihre Sieger:
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so«
waren selten, welche ganz frei auf ihrem Gute saßen und sich stolz rühmen
durften: „sie haben es allein von Gott und der Sonne." Die Wichtigkeit
dieses Lehen- und Feudaldienstes (Fe-Lohn- Od-Gut-Feodal) begreift man
erst, wenn man die Landesverfassungen der alten Zeit kennt.
Die Landesverfassungen.
Jedes deusche Volk hatte einen König oder Herzog, dessen Würde in fei-
nem Hause forterbte. Waren mehrere Söhne da, so theilten sie sich in die
Würde und in das Gut des Vaters, so daß die Königreiche und Herzogthümer
in viele Stücke zerfielen, daher die vielen Bruder- und Verwandtenmorde in
den altdeutschen Herrscherhäusern. Das Einkommen der Herren bestand in dem
Ertrage ihres großen Looses, das ihnen bei der Eroberung zugefallen war.
Ueber ihre Dienstleute, welche die Güter anbauten, setzten sie Adelige und Freie
als Meier oder Kämmerer. Wurden die Güter schlecht verwaltet, oder nahmen
die Meier den Ertrag für sich, oder waren die meisten Güter als Lehen fortge-
geben, so konnte es wohl geschehen, daß der König darbte. Gelang es dem
Könige, einen benachbarten Volksstamm zu bezwingen, so legte er ihm eine
Steuer auf und vermehrte dadurch sein Einkommen; ebenso stoßen auch Straf-
gelder und Geschenke in seinen Schatz. — Kein König regierte unumschränkt,
jeder mußte auf den Willen der Großen Rücksicht nehmen; diese versammelteu
sich um ihn jährlich im März oder Mai und beriethen über Krieg und Frieden
und was das ganze Land anging; jemehr der König unter den Großen Dienst-
mannen hatte, um so eher konnte er seinen Willen durchsetzen. Da die Großen
nie allein, sondern immer mit dem Gefolge ihrer Dienstmannen ankamen, so
waren in diesen Versammlungen immer viele tausend Menschen gegenwärtig und
es ging oft recht tumultarisch her. In diesen Zeiten hielten sich der König oder
die Versammlung selten an das Recht; wer sich stark genug fühlte, der that
nach, seinem Willen, und so fragte der König oft genug den Adeligen nichts
nach und diese verachteten ihrerseits manchmal die Würde des Königs oder setz-
ten ihn gar ab.
Das Land selbst war in Gaue getheilt, daher noch viele Landstriche Gaue
heißen, z. B. Thurgau, Aargau, Brättigau, Kleckgau, Sundgau, Breis-
gau, Zabergau, Allgau, Linzgau u. s. w. Was der König im ganzen Lande
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L7l
lucken eroberten 1291 »nt Sturm das tapfer vertheidigte Ptolcmais und Ty-
rus, die letzten Besitzungen der Christen in Asien. Die Johanniter flüchteten
sich nach Cypern und ließen sich 1309 auf Rhodus nieder; die Türken aber
'drangen immer mehr gegen Konstantinopel vor, ohne daß die abendländischen
Christen es mehren konnten oder wollten.
Achtzehntes Kapitel.
Rückblick.
Mit den Kreuzzügen und dem Tode des letzten Hohenstaufen ist die
Hauptepoche des Mittelalters vorbei; es kommt kein Kaiser mehr wie der große
Karl, die Ottone, Heinriche, die schwäbischen Friedriche; auch die großen
Päpste, die Gregore und Jnnocenze erscheinen nimmer; der Aufschwung der
Christenheit ist vorbei, das Ritterthum abgeblüht, verklungen das Lied des Min-
nesängers. Doch leidet die kommende Zeit noch lange unter dem Uebel, welches
der gewaltige Kampf angerichtet hat, sie zehrt aber auch von dem, was die
Vorfahren gesammelt und erntet die Früchte, welche ein heißer Sommer gezei-
tigt hat. Die Kreuzzüge sind der Mittelpunkt; sie entwickeln Ritterthum,
Minnesang und Kunst; durch sie wird der Bürger reich und der Bauer wenig-
stens theilweise frei; sie bringen das Abendland mit dem Morgenland in innige
Berührung, wecken den Europäer und treiben ihn zu fernen Unternehmungen.
Der Adel und die Bauern.
Seitdem sich aus den Freien der niedere Adel gebildet hatte, war dieser
Stand lange Zeit der Kern der Nation und er war es hauptsächlich, welcher
die Kriege ausfocht, sowohl im eigenen Lande, als wenn es galt, fremde An-
greifer abzuwehren, oder neuen Boden zu erkämpfen. Nach und nach wurde
es allgemein, daß adelige Herrn sich eine Burg erbauten, um da sicher zu woh-
nen; einige stehen noch, andere liegen längst in Trümmern, und viele sind
ganz verschwunden; aber aus ihrer Menge können wir einen Schluß machen
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Asien Cypern Konstantinopel
493
hiele Hochschulen, Gymnasien und ähnliche Anstalten, Schullehrerseminarien,
Realschulen, Gewerbschulen, Elementarschulen und Kleinkinderschulen, Waisen-
häuser, Blinden - und Taubstummeninstitute, als das deutsche, die Schweiz mit-
eingerechnet, und keines kann ihm seinen Vorrang an allgemeiner Intelligenz
und Gesittung streitig machen. Ebenso schön ist die materielle Kultur fortgeschrit-
ten ; schöne Straßen verbinden Städte und Dörfer, die sich vergrößert und ver-
schönert Habens viele tausend Jucharten Landes sind seit 1815 urbar gemacht
worden, und auch den Ruhm behauptet Deutschland unbestritten, daß es unter
allen größern Ländern der ganzen Erde das durchschnittlich am besten und fleißigsten
bebaute ist. Deutschlands Bevölkerung ist jetzt noch der Mehrzahl nach ackerbauend;
diese Arbeit kräftigt den Arm am meisten, härtet den Körper ab und erhält den
Menschen auch am besten bei der guten Sitte und dem frommen Glauben: darum
ist auch Deutschland so reich an streitbaren Männern, deren Tapferkeit, Treue
und todesverachtender Begeisterung für Recht und Vaterland selbst Napoleon
unterliegen mußte. Freilich hat sich manche Hoffnung, besonders die auf grö-
ßere Einigung des gesammten Vaterlandes in Gesetzgebung und Handelsverkehr
nicht so schnell verwirklicht, als viele erwarteten, und es mußte den Freund des
Vaterlandes tief betrüben, als viele Jünglinge der Strenge des Gesetzes anheim
fielen, weil sie im schwärmerischen Uebermuthe an dem Umsturz der deutschen
Regierungen brüteten. Die Juliusrevolution verursachte auch in Deutschland
eine große Bewegung; der Herzog Karl von Braunschweig wurde vertrieben und
das Residenzschloß angezündet; im Hessischen rotteten sich die Bauern zusammen
und konnten nicht ohne Blutvergießen zerstreut werden; in Dresden und Leipzig
kam es ebenfalls zu unruhigen Auftritten; dcßgleichen in Churheffen, welchem
der Churfürst eine allgemeine laudständische Verfassung gab. Diese Bewegungen
riefen die Vundestagsbeschlüsse vom 25. Nov. 1830 hervor; das Hambacherfest
(27. Mai 1832), wo die Revolution in Reden und Liedern verkündet wurde,
die blutigen Auftritte vom 3. April 1833 in Frankfurt am Main gaben Ver-
anlassung zu neuen strengen Beschlüssen. Viele Männer und Jünglinge traf
die Strafe des Gefängnisses, wenn sie sich derselben nicht durch die Flucht ent-
zogen. Als jedoch 1840 die Franzosen Miene machten, sich aufkosten Deutsch-
lands für ihren verlornen Einfluß in Aegypten und Syrien zu entschädigen, und
frech verkündeten, daß sie in Deutschland eine Revolution erregen werden, um
nach alter Manier Deutsche gegen Deutsche zu gebrauchen, so hörten sie aus ganz
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl_von_Braunschweig Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Dresden Leipzig Frankfurt_am_Main Syrien Deutschland
endlich kommt der Tod und der Leib zerfällt in Staub, aus welchem er
genommen ist. Aber Adam mußte den Tod schauen, vor er selbst demselben
unterlag; ein Jüngling, Abel, wurde das erste Opfer des Todes, ermordet
von der Hand seines Bruders Kain.
Seitdem ist die Erde oft von Blut geröthet worden, und wenn die
Leichname aller derer, welche durch Menschenhand den Tod fanden, von der
Erde ausgeworfen würden, so wäre die Oberfläche mit Gebeinen überdeckt,
und wenn das vergossene Blut zusanlmenflöße, es entstände ein Strom, der
Länder überfluthen würde; durch die ganze Geschichte verfolgt uns der An-
blick des entzweiten Menschengeschlechtes, und Krieg und Schlacht sind leider
die häusigsten Gegenstände der Erzählung.
Zweites Kapitel.
Ausbreitung und Verderbniß des Menschengeschlechts. —
Die Sündfluth.
Mit der Zeit breitete sich das Menschengeschlecht auf der Erde aus,
aber es wurde immer verdorbener und ungerechter, denn es hatte Gott ver-
gessen. Da verhängte er ein Strafgericht über die Erde und vertilgte durch
die Sündfluth alle Menschen außer Noah, der vor seinen Augen gewan-
delt war, und dessen Sohne, Sem, Cham und Japhet, welche die zweiten
Stammväter des Menschengeschlechts wurden.
Die Sündfluth ist nicht blos in der Bibel erzählt, sondern die Er-
innerung an dieses furchtbare Gericht hat sich auch bei den heidnischen
Völkern erhalten: Babylonier und Griechen, Indier und Sinesen, die Es-
kimos und die in den Urwäldern Amerika's irrenden Horden wissen von der
Fluth zu erzählen. Doch haben sie die einfache Erzählung mit mannig-
fachen Fabeln ausgeziert, wie es jedem Volke beliebte, und die einen, welche
ihrer Nation ein hohes Alter zuschreiben, haben die Fluth um viele Jahr-
tausende hinausgerückt, während andere, z. B. die Griechen, sie als eine
nicht so ferne Begebenheit erzählen; — immerhin bleibt die Fluth die erste
allgemeine Erinnerung des Menschengeschlecbts.
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15
Elfenbein und Gold, in Griechenland kauften sie Wein und Getreide, in
Spanien tauschten sie Silber ein, Zinn in England und an der preußischen
Küste den Bernstein. Welch' kühne Seefahrer die Phönicier waren, beweist
besonders die Umschiffung von Afrika, welche sie aus Befehl des Pharao
Necho in drei Jahren vollbrachten. Zur großen Verwunderung erzählten sie
nach ihrer Zurückkunft, daß ihnen die Soime lange Zeit links gestanden sei,
und darum wollte noch der griechische Geschichtschreiber Herodot die Wabr-
heit dieser Umschiffung bezweifeln, weil es unmöglich schien, daß die Sonne
um Mittag gegen Norden und nicht gegen Süden zu stehe. Und gerade
dieser Umstand ist ein Beweis für die Wahrheit dieser alten Umschiffung des
Kaps, welche erst im fünfzehnten Jahrhundert nach Christus durch
Vasco de Gama wieder ausgesührt wurde; denn wenn der Seefahrer über
den Aequator hinauskommt oder die Linie passirt, so beschreibt ihm die Sonne
ein halbes Jahr lang ihren Tagesbogen zwischen seinem Scheitelpunkt und dem
Nordpole. Aus den Häfen Elath und Eziongeber am rothen Meere fuhren sie nach
Ophir, Ostindien oder ein benachbartes Land, und brachten Gewürze, Gold
und Edelsteine, auch Affen und Pfauen heim. Doch gingen damals die
meisten indischen Waaren den Landweg über Babylon nach Damaskus und
Palmyra und von da nach Sidon und Tyrus; da waren es die vielen Ka-
meele der Hirtenfürsten, welche für die Phönicier in großen Karawanen die
Länder und Wüsten Asiens und Afrikas durchzogen. Eine Waare, damals
eine der allerwichtigsten, so daß sie als allgemeines Tauschmittel galt, waren
die Sklaven und die Phönicier trieben den Sklavenhandel tnt Großen; sie
verkauften auch gestohlene Kinder, was sie besonders bei den Griechen in
Übeln Ruf brachte. Doch nützten sie der Menschheit nicht blos dadurch,
daß sie den Verkehr der entferntesten Völker vermittelten^ sie sind es auch,
welche die Buchstabenschrift nach Griechenland gebracht haben, was durch die
Geschichte, die Form und die Namen der Schriftzekchen bewiesen ist; von
den Griechen aber kam die Buchstabenschrift nach Gallien und bis Helvetien.
Unsere Handelsvölker erobern die fremden Länder gewöhnlich, in welche sie
zuerst des Handels wegen Eingang finden; das thaten die Phönicier nie,
sondern blieben im friedlichen Verkehre; sie gründeten deßwegen auch wenige
Kolonien, z. B. Carthago in Afrika und Gades (Cadir) in Spanien. Krie-
gerischer Geist bat sie nie besonders ausgezeichnet, und sie widerstanden mit
(
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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24
Zweites Buch
Asien und Europa durch Perser und Griechen in dauernde
Wechselwirkung gebracht; Europas Sieg über Asien.
Erstes Kapitel.
Cyeus stiftet das Neich der Perser
(um 550 vor Christi.)
Ein König der Meder, Phraortes, hatte 656 v. Ehr. Per sis erobert,
ein Land etwa von der Größe des heutigen Ungarn und sehr verschiedener
Beschaffenheit, gebirgig, mit fruchtbaren Thälern und Ebenen, abwechselnd
*uiit Steppen und Wüsten. Das Volk der Perser selbst war in mehrere
Stämme getheilt, von denen der Stamm der Pasargaden als der edelste
galt und als sein edelstes Geschlecht die Achaemeniden, ein Verhältniß, das
sich genau so bei den Ulussen der Afgahnen wieder findet. Aus dem Ge-
schlechte des Achaemenes wurden die Fürsten genommen; auch unter der
Herrschaft der Meder hatten die Perser ihre Stammfürsten, nur waren diese
zu Tribut und Heeresfolge verpflichtet. An einen derselben, Cambyses,
hatte der medische Sullas Astvages seine Tochter Mandane verheirathet,
welche den Chrus gebar. Die Schicksale seines Knaben- und Jünglings-
alters erzählt die persische Sage also: Die Wahrsager hatten dem Astyages
aus dessen Träumen geweissagt, daß der Sohn seiner Tochter ganz Asten
beherrschen werde. In der Angst um seinen Thron befahl er seinem ersten
Diener Harpagus das Kind zu tödten; allein dieser setzte es nur in der
Wildniß aus, wo es ein Hirte fand und in seiner Hütte zum kräftigen
Jünglinge erzog. Zum Manne herangereift faßte Chrus, der seine hohe
Geburt und -es Astyages blutige Absicht erfahren hatte, de» Entschluß,
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Ss
Pelasger und Hellenen.
Die ältesten Bewohner Griechenlands waren die Pelasger, v. h. Be-
wohner der Ebenen. Diese Pelasger kannten die Buchstabenschrift, bauten den
Acker und wohnten in Städten, denn ohne Mauern waren die Menschen in
der ältesten Zeit so wenig ihres Eigenthums sicher, als in den Zeiten des
mittelalterlichen Faustrechts. Ihre Städte umgaben sie mit Riesenmauern;
denn sie brauchten dazu eigentliche Felsstücke, oft 10—16 Fuß lang und
3 — 6 Fuß dick, welche sie ohne Mörtel in einander fügten oder höchstens mir
eisernen Klammern verbanden. Solche Mauern werden cyclopische genannt
und die meisten derselben haben unzerstörbar bis auf diesen Tag gedauert; man
sieht derselben in Italien, Griechenland und selbst in Afrika. Dieses Volk
wurde von den roheren Hellenen nach langwierigem Kampfe aus seinen Wohn-
sitzen vertrieben, oder ausgerottet, oder was meistens der Fall sein mochte, zu
Leibeigenen gemacht. Den Namen Hellenen leiteten die Griechen von einem
gemeinsamen Stammvater Hellen, dem Sohne Deucalions, ab; und von den
Söhnen und Enkeln Hellens wollten sich die Stämme der Dorer, Achäer,
Aeolier und Joner nennen. Dorer und Joner blieben die zwei Hauptstämme;
jene redeten eine härtere Sprache, waren auch kriegerischer und rauher als die
Joner, welche gerne verweichlichten. Diese hatten lange das südliche und
mittlere Griechenland inne, bis sie in der dorischen Wanderung verdrängt wur-
den und sich nur in Attica behaupteten. Die vertriebenen Joner gingen zu
Schiffe, besetzten die Inseln des ägeischen Meeres, endlich die Küsten Klein-
asiens; auch die Dorer ahmten dieß Beispiel nach, wenn ihnen ihre Land-
schaft zu eng wurde, oder innere Zwistigkeiten sie zur Wanderung nöthigten,
so daß bald eine zahlreiche Menge griechischer Pflanzstädte entstund.
Das Heldenalter.
Diese Thaten geschahen im Lauf mehrer Jahrhunderte, aus denen ein-
zelne Namen von Königen und Helden genannt werden; dieser Zeitraum,
dessen Länge sich nicht bestimmen läßt, wird die Heroenzeit oder das Helden-
alter genannt. Der griechische Nationalheld war Herakles (Herkules), der
Mythe nach ein Sohn des Donnergottes Zeus und der Königin Al^mene;
viele edle Geschlechter rühmten sich von diesem Vorbilde aller Helden abzu-
3
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenlands Italien Griechenland Afrika Griechenland Attica Donnergottes_Zeus
8s
n'urde von dem ägyptischen Königssohn Ptolemäus Ceraunus erniorvet, den
die einfallenden Gallier erschlugen. Nach vielen blutigen Kämpfen bildeten
sich endlich folgende Staaten: 1) Macedonien mit Griechenland, von den
Nachkommen des Antigonus beherrscht; Griechenland ist immer unruhig.
Sparta, der ätholische und achäische Bund, die letzten Regungen des griechi-
schen Lebens geben den Königen viel zu schaffen. 2) Das große syrische Reich
vom Mittelmeere bis zum Indus. Von ihm reißen sich Parthien unter Ar-
saces und Palästina unter den Maccabäern los und aus Europa einwandernde
Gallier besetzten die von ihnen genannte Provinz Galatien. 3) Das ägyptische
Reich der Ptolomäer.
So schnell war Alexanders Reich zerfallen; doch ist dieser Eroberer für
die Menschheit dadurch wichtig geworden, daß Europa, Asien und zum Theil
Afrika in die innigste Verbindung gebracht wurden und sich griechische Sprache
und Bildung überall hin verbreitete; die griechische Literatur wurde dadurch
zur Weltliteratur. Hauptsitz der griechischen Wissenschaft war und blieb Athen;
sodann Alexandrien, wo die Ptolomäer durch eine große Bibliothek und jede
Unterstützung für die Gelehrten wahrhaft königlich sorgten.
Doch sollten alle diese griechischen Reiche nur kurze Dauer haben; alle
übermannte die Stadt Rom, welche von den Griechen bisher gar keiner Be-
achtung werth geschienen hatte.
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